Mit Verkehrsminister Hermann durch die Innenstadt in Ulm. Eine lausstarke Gruppe von rund 100 Personen ziehen vom Bahnhof zum Congress Centrum. Dort gibt es eine Konferenz zum Fußverkehr.

Fußverkehrskonferenz in Ulm

Für bessere Gehwege in BW: Erst wird getrommelt, dann diskutiert

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Dennis Bechtold
SWR-Aktuell Redakteur Dennis Bechtold

Gehwege attraktiver und Schulwege sicherer machen: In Ulm diskutieren Experten über die Belange von Fußgängern. Zum Auftakt sind sie durch die Innenstadt gelaufen - oder besser gesagt: getanzt.

Zu Fuß durch die Innenstädte des Landes: Das ist nicht immer so einfach. Um für attraktive Geh- und sichere Schulwege Stimmung zu machen, sind in Ulm rund 100 Menschen vom Hauptbahnhof zum Congress Centrum gezogen. Das Ziel: Die 3. Fußverkehrskonferenz des Landes Baden-Württemberg.

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Verkehrsminister Hermann gibt den Ton an

Es ist kalt, es ist nass, es ist schmuddelig. Eben genau das Wetter, das die Bequemen unter uns dazu treibt, vielleicht doch lieber ins Auto zu steigen, statt zu Fuß loszuziehen. Es ist aber auch das perfekte Wetter, um lautstark darauf hinzuweisen: Es geht eben doch. Auch die Gehwege führen zum Ziel, egal welches Wetter gerade herrscht.

Verkehrsexperten, Stadtplaner und Politiker treffen sich in Ulm zur Fußverkehrskonferenz des baden-württembergischen Verkehrsministeriums. Es geht darum, wie Gehwege attraktiver gestaltet werden können. Winfried Hermann ist bei der Walkparade vom Bahnhof zum Congress Centrum mit dabei.
Er hebt ab, nichts hält ihn am Boden, wenn sich Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) für einen besseren Fußverkehr einsetzt.

Voll motiviert übernimmt Baden-Württembergs Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) die Drumsticks der extra aus Hamburg angereisten Samba Gruppe "Quinta Feira", und gibt damit den "Startschlag" für die "Walkparade". Mit Trommeln, Pfeifen und anderen rythmusgebenden Instrumenten ziehen die rund 100 Menschen vom Ulmer Hauptbahnhof los.

Es geht vorbei an falsch geparkten Autos, an hinderlich platzierten Mülltonnen und an Baustellen. Massig Baustellen. Okay, die sind immerhin "ein gutes Zeichen, dass sich die Stadt verändert", so Baubürgermeister Tim von Winning (parteilos), der sich der gehenden Gruppe ebenfalls angeschlossen hat.

Rund 100 Menschen ziehen zu Fuß durch die Ulmer Innenstadt, vorbei an Baustellen und anderen Hindernissen. Mit dieser Walkparade wollen sie auf die Wichtigkeit von attraktiven Gehwegen und sicheren Schulwegen aufmerksam machen. Auch Verkehrsminister Winfired Hermann war dabei.
Jeder Gehweg wird genau betrachtet, selbst von den Taktgebern. Der Weg führt vorbei an Baustellen und anderen Hindernissen, aber auch an für den Fußverkehr bereits gelungenen Orten in der Ulmer Innenstadt.

Für attraktive Gehwege und sichere Schulwege

Doch Ulm hat eigentlich auch schon reichlich schöne Fußwege zu bieten, erzählt Günther Krämer von der AG Fußverkehr "Zu Fuß in Ulm." Das Problem: "Das ganze Fußwegenetz ist der breiten Masse unbekannt", so Krämer. Es gebe für Fußgänger keine Wegweisung an zentralen Orten.

Mehr und mehr Bekanntheit erlangt derzeit die Glasgasse, ein Zwischenstopp der Walkparade. Nicht zwangsweise wegen ihrer Attraktivität, sondern weil sie als Pilotprojekt für eine Schulstraße dient. Heißt: Diese Straße, die zu einer Grundschule in der Nähe führt, ist für Autos dann gesperrt, wenn Eltern ihre Kinder eigentlich hinbringen oder abholen wollen - Stichwort Elterntaxis.

Verkehrsminister Hermann ist äußerst angetan von der Idee von Schulstraßen. "Es geht darum, dass Kinder auch selbstständig zur Schule gehen und nicht gefahren werden." Man habe sich in der Vergangenheit "total vom Auto dominieren lassen".

Verkehrsminister Winfried Hermann fotografiert die in Ulm eingerichtete Schulstraße, die zu Stoßzeiten für Autos gesperrt ist. Solche Schulstraßen sind ein Teil von modernen Fußverkehrskonzepten. Verkehrsminister Winfried Hermann ist begeistert von der Umsetzung der Schulstraße in der Ulmer Glasgasse. Er möchte mehr Kommunen dazu anregen, Schulstraßen einzurichten, um das Verkehrschaos vor den Bildungseinrichtungen aufzulösen.
Verkehrsminister Winfried Hermann ist begeistert von der Umsetzung der Schulstraße in der Ulmer Glasgasse. Er möchte mehr Kommunen dazu anregen, Schulstraßen einzurichten, um das Verkehrschaos vor den Bildungseinrichtungen aufzulösen.

Konferenz zu Fußverkehr in Ulm

Nach etwa einer Stunde erreicht die Gruppe das Congress Zentrum und das eigentliche Ziel: die dritte Fußverkehrskonferenz des Landes Baden-Württemberg. Hier kommen Themen wie hindernisfreie Gehwege, sichere Fußgängerüberwege und die allgemeine Gestaltung von Straßenräumen auf den Tisch.

Bei der Fußverkehrskonferenz Baden-Württemberg präsentieren sich auch verschiedene Interessengruppen und Verbände. Günther Krämer ist für die AG Fußverkehr "Zu Fuß in Ulm" vor Ort. Die Eröffnung macht Verkehrsminister Hermann.
Bei der Fußverkehrskonferenz Baden-Württemberg präsentieren sich auch verschiedene Interessengruppen und Verbände. Günther Krämer ist für die AG Fußverkehr "Zu Fuß in Ulm" vor Ort.

Eine Menge Themen und das ist auch nötig. Denn gleich zu Beginn der Konferenz wird durch eine Umfrage unter den rund 400 Teilnehmenden klar: Die Situation in den Städten ist "ausbaufähig". Auch in Ulm, obwohl die Stadt laut Hermann dennoch den höchsten Fußverkehrsanteil hat.

Es werden aber auch positive Beispiele präsentiert und sogar Fußverkehrspreise verliehen. Zu den Gewinnern zählt Lauchheim. In der Kategorie "Fußverkehr vernetzt gedacht" räumt die Stadt mit ihrem aktiven Engagement besonders im Bereich der Schulwegeplanung ab.

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